Anton Reinhardt
Anton Reinhardt
(Foto: Dokumen-tations- und Kulturzentrum
Deutscher Sinti und Roma, in Heidelberg)
Anton
Reinhardt wurde am 27. Juni 1927 in Weiden bei Dornhan am Rande des
Schwarzwaldes geboren. Trotz der beginnenden Diskriminierungen durch
die Nationalsozialisten bemühten sich die Eltern, ihren Kindern
eine behütete Kindheit zu ermöglichen. Anton besuchte die
Volksschule in Waldshut und war ein begeisterter Schwimmer. Nach dem
Schulabschluss arbeitete er in der Maschinenfabrik „Mann”
in Waldshut.
Im Sommer 1944 versuchte
der 17-jährige Anton Reinhardt in die Schweiz zu flüchten,
was aber nicht gelang. Am 25. August 1944 wurde er auf Anordnung von
NS-Rasseforschern in das Städtische Krankenhaus nach Waldshut
gebracht. Dort wollten ihn Ärzte als Sinti gegen seinen Willen
sterilisieren. Daraufhin entschloss er sich abermals, in die Schweiz zu
flüchten. Beim Überschreiten der Grenze wurde er am 25.
August 1944 von Schweizer Zöllnern aufgriffen und im
Bezirksgefängnis Zurzach inhaftiert. Die Schweiz gewährte ihm
kein Asyl, er wurde an der Grenze den Deutschen übergeben,
die ihn in das KZ Botenfels bei Rottweil verbrachten. Kurz vor
Kriegsende gelang es ihm, aus dem Lager zu entkommen. Auf der Flucht
wurde er am Karfreitag 1945 in der Nähe von Bad Rippoldsau im
Nordschwarzwald von einer Einheit des Volkssturms festgenommen. Auf
Drängen von SS-Sturmbannführer Karl Hauger trat am Karsamstag
ein improvisiertes
Standgericht zusammen.
Der Ausgang stand von Anfang an fest: Anton Reinhardt wurde zum Tode
verurteilt. Hauptmann Franz Wipfler bestätigte als
verantwortlicher Offizier der Volkssturmeinheit das Todesurteil mit
seiner Unterschrift. Anschließend führte Karl Hauger den
Jungen in ein abgelegenes Waldstück. Dort musste dieser sein
eigenes Grab schaufeln, bevor ihn der SS-Mann nach schweren
Misshandlungen mit einem Genickschuss tötete. Ende der
fünfziger Jahre wurden Karl Hauger und ein weiterer
Mitangeklagter, Franz Wipfler, vor Gericht verurteilt. Die beiden
Männer wurden wegen gemeinsam begangenen Totschlags vom
Schwurgericht Offenburg am 30. Oktober 1959 zu sieben Jahren und sechs
Monaten Zuchthaus bzw. zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Kurz
vor seiner Ermordung schrieb Anton Reinhardt einen Abschiedsbrief an
seine Geschwister und seine Mutter: „Ich wünsche Euch gute
Gesundheit und ein langes Leben. Gute Nacht. Anton!“ (Dokument
Staatsarchiv Freiburg).
Karl Hauger, der das
Exekutionskommado befehligte.
(Foto Staatsarchiv Freiburg)
Die exhumierte Leiche von Anton Reinhardt (Foto Staatsarchiv Freiburg).
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